Geschichte in Bildern: Der erste sowjetische Schönheitswettbewerb

Alexander Chumichev/TASS
Moskau 1988: Die Organisatoren gaben allgemein akzeptierte internationale Schönheitsstandards auf, vergaßen aber, die Pässe der Teilnehmerinnen zu überprüfen. Ergebnis: Chaos bei der Siegerwahl.

Die Zeiten von Perestroika und Glasnost berührten nicht nur das politische und wirtschaftliche Leben, sondern führten auch zur kulturellen Transformation des Landes. Im Frühjahr 1988 ließ der erste Schönheitswettbewerb der Sowjetunion das ganze Land an den Fernsehbildschirmen kleben.

Alles begann im Jahr 1987, als die Moskauer Zeitung "Moskowskij Komsomolez" einen Wettbewerb für seine schönsten weiblichen Leserinnen veranstaltete. Es war ein großer Erfolg und die Redakteure träumten davon, etwas Ähnliches zu inszenieren - allerdings in  viel größerem Umfang. So wurde  "Moscow Beauty" geboren - finanziert von Sponsoren, vor allem Burda-Mode. Sie beschlossen, alle Teilnehmer zu registrieren, ohne bestimmte Schönheitsstandards zu berücksichtigen.

Das Hauptproblem der Organisatoren war, dass niemand wusste, wie ein Schönheitswettbewerb aussah: Zu ihren Quellen gehörten sogar Bibliotheksbücher. Die ersten Castings wurden im Gorki-Park abgehalten. Veranstalterin Marina Parusnikowa erinnert sich, dass die Warteschlange an der U-Bahn-Station begannen. Nicht nur junge Mädchen, sondern auch Frauen mit Kindern und Männern waren dabei. Der Auswahlprozess dauerte mehrere Monate. Insgesamt haben die Organisatoren 2500 Teilnehmer akzeptiert und 36 Finalisten ausgewählt.

Das Finale fand im Sportpalast in Luschniki, dem heute neu renovierten Fußball-WM-Stadion, statt. Es gab drei Etappen: Badebekleidung, traditionelle kleider und Abendgarderobe.

Gewöhnlich tragen die Teilnehmer bei solchen Wettkämpfen identische Schwimmanzüge, aber in diesem hier mussten sie ihre eigene Ausstattung mitbringen. So bekam das Publikum einteilige Badebekleidung sowie extravagante Bikinis in allen Farben zu sehen.

Die Teilnehmerinnen beantworten Fragen des Satirikers Michail Sadornow.

Im waren dann nur noch sechs helle und schöne Mädchen übrig. Un es begannen die Probleme . Parusnikowa erinnert sich, dass sie, nachdem sie sich entschieden hatten, ihre Pässe zu überprüfen, einige gefunden hatten, die verheiratet waren - was streng gegen die Wettbewerbsregeln war. Finalistin Irina Suworowa hatte nicht nur einen Ehemann, sondern auch noch ein Kind. Sie wurde nicht disqualifiziert, musste aber ihre Hoffnungen auf die Krone ziehen lassen.

Unter den sechs Finalisten war auch die 20-jährige Oxana Fandera, heute eine berühmte Schauspielerin. Obwohl die Jury sie mochte, hatte sie keine Chance, den Hauptpreis zu gewinnen, da sie vor kurzem aus Odessa in die Stadt gekommen war und nicht offiziell in Moskau registriert war, was wiederum einer weiteren Regel widersprach. Oxana gehörte jedoch zu den Gewinnern.

Eine der Favoriten - Elena Durnjowa - behinderte ihr Nachname, der auf Russisch "nicht schön" bedeutet. So entschied die Jury, ihr nicht den Titel der ersten Moskauer Schönheitskönigin zu geben.

Die erste "offiziell" anerkannte sowjetische Schönheit wurde dann die Moskowiter Maria Kalinina. 

Maria wurde zum Gesicht von Burda-Moden und ging später an eine Hollywood-Schauspielschule. Ihre Ausgaben wurden von ein paar amerikanischen Rentnern übernommen, die sie bei einer Veranstaltung im Weißen Haus kennenlernte. Heute lebt Maria in Los Angeles und unterrichtet Yoga.

Der zweite Wettbewerb im folgenden Jahr kürte die 20-jährige Studentin und Komsomolin Larisa Lititschewskaja zur Schönheitsköniging. Das dritte und letzte Mal, als der Schönheitswettbewerb inszeniert wurde, war 1991. Obwohl der Wettbewerb immer professioneller wurde, ging er in diesem Jahr im Sog der turbulenten politischen und gesellschaftlichen Umbrüche verloren.

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