Sibirien ist eine Region in Nordasien, in deren Westen das Uralgebirge zum europäischen Teil Russlands bildet und sich im Osten bis zum Stillen Ozean hinzieht. Im Norden wird sie durch den Arktischen Ozean begrenzt und im Süden durch die Staatsgrenze Russlands zu Kasachstan, der Mongolei und China. Sibirien umfasst eine Fläche von über 13 Millionen Quadratkilometern und macht 77 Prozent der Fläche der Russischen Föderation aus. Aber es gab eine Zeit, in der Sibirien der Name eines eigenen Landes war.
Keiner weiß es genau, aber es gibt mehrere Theorien: In den Turk-Sprachen bedeutet Siber bzw Chiber so viel wie schön, seber in der tatarischen Sprache bedeutet Schneesturm und schibir in der mongolischen Sprache wird Sumpf. Der Name Sibirien könnte von jedem dieser Worte stammen. In Die geheime Geschichte der Mongolen, dem älteste erhaltenen mongolischen Text aus der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts, wird das Wort Schibir im Zusammenhang mit einer Geschichte über die Eroberung der Länder und Völker im südlichen Schibir zwischen den Flüssen Ob und Irtysch durch Dschingis Khans Sohn, den Prinzen Dschötschi, erwähnt.
Tjumen (Tschimgi-Tura) auf Sigismund von Herbersteins Karte, die 1549 veröffentlicht wurde.
Public DomainEtwa 1.500 v. u. Z. begannen iranischsprachige Stämme auf sibirischem Gebiet zu siedeln. Tausend Jahre später, im 6. Jahrhundert v. u. Z., kamen turksprachige Völker hinzu und vom 12. bis 13. Jahrhundert u. Z. entwickelte sich durch die Vermischung iranischer, Turk- und einheimischer ugrischer Stämme die ethnische Gruppe der sibirischen Tataren.
Zu Beginn des 13. Jahrhunderts unterwarfen die Mongolen unter der Führung von Dschingis Khan die Stämme, die Sibirien bewohnten. Einer der lokalen Herrscher, Fürst Taibuga, willigte ein, sich zu unterwerfen und begann, in seinen Territorien Tribut für Dschingis Khan zu sammeln. Er gründete Tschimgi-Tura, die Hauptstadt des ersten uns bekannten Staates in Sibirien, des Khanats Tjumen (des späteren Khanats Sibir).
Der Hügel, auf dem einst Kaschlyk (oder Sibir), die Hauptstadt des Khanats, stand. Region Tjumen
RedikoreIm Jahr 1224, kurz vor seinem Tod, teilte Dschingis Khan seinen Besitz unter seinen Söhnen auf. Die Länder der künftigen Goldenen Horde, einschließlich des künftigen Khanats Tjumen, gingen als Ulus – d.h. als territoriales Erbe, von dem Tribut gefordert wurde – an Dschingis Khans Sohn Dschötschi und kurz darauf, nach dessen Tod, an Dschingis Khans Enkel Schayban (oder auch Schiban). Letztere gründeten die Schaybaniden-Dynastie, Herrscher des Ulus von Schayban.
Im frühen 15. Jahrhundert erklärte die Ulus der Schaybaniden-Dynastie infolge einer politischen Krise der Goldenen Horde ihre Unabhängigkeit und 1420 entstand das Khanat Tjumen.
So mag Kaschlyk in seiner Blütezeit ausgesehen haben.
Russian Society for Military History1495 griff ein feindlicher Khan das Khanat Tjumen an, tötete dessen Führer und verlegte die Hauptstadt des Khanats von Tschimgi-Tura nach Kaschlyk, das auch Sibir genannt wurde. Von da an wurde das neue Khanat als das Khanat Sibir bezeichnet.
Das Khanat Sibir war ein Land mit vielen Völkern und vielen Glaubensrichtungen, aber die Turk-Bevölkerung dominierte über die einheimischen Stämme der Chanten, Mansen und anderen. Das Staatsoberhaupt war der Khan, der von der Turk-Aristokratie gewählt wurde.
Die Bevölkerung beschäftigte sich mit Viehzucht, Jagd und Fischfang. Da das Khanat Sibir auf den Handelsrouten von Asien nach Europa lag, profitierte es stark vom Handel.
Im 16. Jahrhundert eroberte der russische Zar Iwan IV. die Khanate Kasan und Astrachan, Gebiete der Goldenen Horde, die sich der Autorität des russischen Zaren bis dahin widersetzt hatten. Besonders brutal war die Einnahme von Kasan. Obwohl das Khanat Sibir durch das kaum passierbare Uralgebirge von Moskau getrennt war, erkannte der Taibugiden-Khan Edigü 1555 die Autorität Moskaus an und begann sogar, Tribut zu zahlen.
Khan Kütschüm flieht aus seiner Hauptstadt Kaschlyk. Illustration aus der Remezow-Chronik, spätes 17. Jahrhundert
Public domainDoch 1563 ergriff der Schaybanid Khan Kütschüm, die Macht im Khanat. Er schickte 1571 er einen riesigen Tribut von 1.000 Zobelpelzen nach Moskau, aber nach dieser großzügigen Geste brach Kütschüm die Tributvereinbarungen und schickte ein Jahr später seinen Neffen Mamet-Kul auf „Erkundung“ in die russischen Gebiete. Mamet-Kul bedrängte die Bevölkerung der Dörfer der Handelsfamilie Stroganow, die in den Salzminen von Perm Salz gewannen. Er plünderte mehrere Dörfer und nahm deren Bewohner gefangen. Aus Angst, dass die tatarischen Horden ihr Geschäft ruinieren könnten, begannen die Stroganows nach Beschützern zu suchen und heuerten den Kosakenführer Ataman Jermak und dessen Druschina [Privatarmee] an.
„Eroberung Sibiriens durch Jermak“ von Wassili Surikow, 1895
Russian Museum1582 brach Jermak mit mehreren hundert schwer bewaffneten Kämpfern von Orjol-Gorodok, der befestigten Residenz der Stroganows, auf, überquerte die Berge und eroberte die alte Hauptstadt des Khanats Tjumen, Tschimgi-Tura. Bald darauf fand die entscheidende Schlacht statt. Die Armee aus 15.000 nomadischen Kriegern wurden von Jermaks Truppen zerschlagen. Drei Wochen später nahm Jermak Kaschlyk ein.
Jermak kehrte von seinem Sibirienfeldzug nicht zurück – er ertrank an der Mündung des Flusses Wagai in den Irtysch. In seine Fußstapfen traten andere russische Eroberer von der anderen Seite des Urals.
Stadt Tobolsk im frühen 18. Jahrhundert
Public domainBald entstanden die Festungen Tjumen, Berjosow und Tobolsk. Tobolsk entwickelte sich allmählich und wurde 1708 zur Hauptstadt Sibiriens, des größten Gouvernement im Russischen Reich.
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