10 wenig bekannte Fakten über den Kampf um Berlin

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Wer stand bei der Eroberung der Hauptstadt des Dritten Reiches den Sowjets zur Seite? Und wieso war an der Schlacht von Berlin auch die sowjetische Marine beteiligt?

1. Die Schlacht von Berlin, die von Mitte April bis Anfang Mai 1945 dauerte, hätte auch schon Anfang Februar ihren Anfang nehmen können. Nach der Weichsel-Oder-Operation standen die sowjetischen Truppen nur 60 bis 70 km von der deutschen Hauptstadt entfernt. Die 1. Weißrussische Front unter dem Kommando von Marschall Georgi Schukow war bereit, den entscheidenden Angriff auf Berlin zu wagen. Die Offensive wurde jedoch durch den erbitterten Widerstand des Feindes gegen die 1. Ukrainische Front und die 2. Weißrussische Front sowie durch die Verlegung deutscher Truppen von Kurland nach Pommern verhindert. Schukow erhielt den Befehl, die benachbarten Fronten zu unterstützen. Die Berlin-Offensive wurde auf das Frühjahr verschoben. 

2. Vor dem entscheidenden Angriff auf Berlin stellte sich die Frage, wer ihn durchführen würde: Schukows 1. Weißrussische Front oder die 1. Ukrainische Front unter dem Kommando von Iwan Konew. Stalin hatte gewissermaßen stillschweigend einen Wettbewerb zwischen den beiden Marschällen ausgerufen. Konew ließ sich davon derart anstacheln, dass seine Männer die Demarkationslinie zwischen beiden Fronten durchbrachen und so Verwirrung im Rücken von Schukows Truppen stifteten. Am Ende ging der Auftrag, die deutsche Hauptstadt zu erobern, an die 1. Weißrussische Front. Die 1. Ukrainische Front diente zur Unterstützung. 

3. Die Soldaten der Roten Armee waren nicht die einzigen, die an der Schlacht von Berlin teilnahmen. Sie wurden von der 200.000 Mann starken 1. Polnischen Armee unterstützt. Die stellte zehn Prozent der vorrückenden Kräfte. Die mit sowjetischen Waffen ausgerüsteten Verbündeten waren der Provisorischen Regierung Polens unterstellt und kämpften unter der polnischen Flagge und in nationaler Uniform. An sie erinnert man sich noch immer wegen ihres Einsatzes in der Nähe des Berliner Tiergartens, als die Soldaten der 1. Infanteriedivision Tadeusz Kościuszko die sowjetische Panzerarmee der 2. Garde unterstützten, die ohne die Deckung ihrer eigenen Infanterie zurückgelassen worden war.

4. Zu Beginn der Schlacht um Berlin hatte Deutschland bereits alle Verbündeten verloren. Tausende von Ausländern kämpften jedoch weiterhin auf ihrer Seite. Unter anderem gab es ein Bataillon der 1. Lettischen Division der SS, die Dänen, Schweden, Norweger und Holländer der SS-Freiwilligen-Panzergrenadier-Division „Nordland“ sowie die Franzosen der 33. Waffengrenadier-Division der SS „Karl der Große“. Darüber hinaus wurde die Hauptstadt des Dritten Reiches von mehreren hundert Spaniern verteidigt, die nach dem Rückzug der Blauen Division von der Ostfront im Jahr 1943 beschlossen hatten, zu bleiben und den Kampf gegen die Sowjetunion fortzusetzen.

5. Für die sowjetische 203-mm-Haubitze B-4, die die Deutschen „Stalins Vorschlaghammer“ nannten, war nichts unmöglich. Sie zerstörte die kleinen Bunker der Mannerheim-Linie ebenso wie ein mehrstöckiges Gebäude, das sie in nur wenigen Stunden in Schutt und Asche legen konnte. In Berlin traf diese beeindruckende sowjetische Waffe jedoch auf ihren Meister in Form des Flakturms. Trotz langen und anhaltenden Beschusses wurde nur eine Ecke dieses massiven Gebäudes beschädigt, und die Besatzung ergab sich erst, als auch alle anderen Kämpfe in der Stadt verloren waren. 

6. Es brauchte mehrere Anläufe, um den Reichstag zu erobern. Der Angriff vom 29. April schlug fehl und das Gebäude wurde erst am Abend des 30. April eingenommen. Am folgenden Tag, als bereits die Sowjetbanner über dem Reichstagsgebäude flatterten, versuchten noch rund 1.500 Personen aus den Kellerräumen des Gebäudes auf die Straße zu fliehen, jedoch erfolglos. 

7. Auch die Amerikaner nahmen gewissermaßen an der Schlacht um Berlin teil. Sie hatten im Rahmen des Leih- und Pachtgesetzes mittelschwere Panzer vom Typ M4A2 Sherman an die Sowjetunion geliefert. 209 dieser Panzer verlor alleine die 2. Garde im Kampf um die Stadt.

8. Obwohl Berlin ziemlich weit von der Ostsee entfernt liegt, nahm sogar die sowjetische Marine aktiv am Kampf um die Stadt teil. Vom 23. bis 25. April transportierten kleine Boote der Dnjepr-Flottille unter feindlichem Beschuss mehr als 16.000 Soldaten und 100 Artilleriegeschütze über die Spree ins Kampfgebiet.

9. Berlin war die einzige westeuropäische Hauptstadt, die gleich dreimal von der russischen Armee erobert wurde. Das erste Mal war 1760 während des Siebenjährigen Krieges und das zweite Mal während des Krieges der Sechsten Koalition gegen das napoleonische Frankreich 1813.

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10. Paradoxerweise war ein Teil des Territoriums der Sowjetunion noch von den Deutschen besetzt, als die Rote Armee die Hauptstadt des Dritten Reiches stürmte. Bis zu 250.000 Soldaten der Wehrmachtverbände waren im Kurland-Kessel in Westlettland umzingelt. Scherzhaft bezeichnete man es als „Lager bewaffneter Kriegsgefangener“. Am 10. Mai gaben die Eingeschlossenen auf, jedoch setzten einige lokale Partisanen zusammen mit einigen Deutschen den Kampf gegen die Sowjetunion als sogenannte Waldbrüder bis 1953 fort. 

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