Salawat Julajew: Vom Rebellen zum Nationalhelden Baschkortostans

F.Islakhov/Salavat Yulayev Museum; Legion media; Public domain
Außerhalb Baschkortostans ist Salawat Julajew eher unbekannt. In seiner Heimat ziert er sogar das Staatswappen.

Der Bauernaufstand von 1773-1775 unter der Führung des Don-Kosaken Jemeljan Pugatschow war eine der größten aufständischen Bewegungen in der Geschichte Russlands. Die zaristische Armee brauchte zwei Jahre, um ihn zu unterdrücken. Während Pugatschow jedem russischen Schulkind bekannt ist, ist der Name seines Partners Salawat Julajew meist nur den Bewohnern der Republik Baschkortostan ein Begriff. Wie kam es dazu?

Die rechte Hand von Russlands größtem Rebellen

Pugatschow führte einen Massenaufstand von Kosaken und Bauern des Urals und der Wolga-Region an. Zu seiner Armee gesellten sich die Bewohner Südsibiriens - Baschkiren, Tataren, Tschuwaschen und viele andere. Einer seiner engsten Mitarbeiter in diesem Teil des Landes war Salawat Julajew, der eine baschkirische Gruppe von Aufständischen anführte.

Reproduktion des Gemäldes

Zu Beginn des Pugatschow-Aufstands war Salawat erst 19 Jahre alt. Er schloss sich dem Rebellen zusammen mit seinem Vater Julai Asnalin an, der aus einer angesehenen und wohlhabenden baschkirischen Familie stammte. Vor dem Aufstand hatte Julai an mehreren Feldzügen der russischen Armee teilgenommen und vom Zaren Land erhalten. Als jedoch Teile von Baschkirien entwickelt wurden, übertrugen die Behörden das Land, das Julai gehörte, an Kaufleute, um darauf Fabriken zu errichten. Nachdem Julai und sein Sohn es nicht geschafft hatten, ihr Eigentum vor Gericht zurückzubekommen, schlossen sie sich Pugatschow mit einer Kampfgruppe von 3.000 Bauern an.

Salawat Julaew (Nationalheld des Baschkirischen Volkes).

Salawat führte mehrere erfolgreiche Angriffe durch, besetzte zwei Fabriken, beteiligte sich an der Belagerung von Orenburg und eroberte eine Festung samt Schatzkammer.

1775 besiegten die zaristischen Truppen schließlich Julajews Gruppierung und nahmen ihn gefangen. Zusammen mit seinem Vater wurde er zu Zwangsarbeit verurteilt. Außerdem sollte er ausgepeitscht und gebrandmarkt werden, eine demütigende Bestrafung. Er verbrachte die letzten 25 Jahre seines Lebens im Hafen von Ragervik an der Ostsee (heute die estnische Stadt Paldiski) und starb 1800 im Alter von 46 Jahren.

Vom Rebellen zum Helden

Bild aus dem Film

Katharina die Große, die zu dieser Zeit regierte, tat alles, um die Namen von Pugatschows Mitstreitern in Vergessenheit geraten zu lassen. Über den Aufstand wurde sehr wenig geschrieben, und die Zensoren sorgten dafür, dass dies auch so blieb.

„In Archiven in der Region Orenburg habe ich ganze Ordner mit Verfahren gefunden, die gegen Menschen eingeleitet wurden, nur weil sie die Namen von Jemeljan Pugatschow oder Salawat Julajew erwähnt haben“, sagt Miras Idelbajew, ein baschkirischer Schriftsteller und Verfasser eines Buches über Julajew.

Und doch gab es in seiner Heimatstadt Baschkirien einige, die sich an Salawat erinnerten und ihn als Helden und tapferen Krieger betrachteten. Unbeeindruckt von der Aussicht auf Bestrafung und Verfolgung durch die zaristische Polizei begannen die Menschen, Lieder und Legenden über Salawat zu verfassen. Nach einer der Legenden gibt es in den baschkirischen Bergen so viel Kristall, weil in den Dörfern so viele Tränen flossen, als der Held Julajew abgeführt wurde, um seine harte Strafe zu verbüßen

Porträt von Salawat Julaew

Julajew ist in Baschkirien auch als Dichter bekannt. Er verfasste Gedichte über die Schönheit des Uralgebirges und lehrte seine Soldaten, furchtlos und mutig zu sein. Schriftliche Originale seiner Gedichte sind nicht erhalten, aber sie verbreiteten sich mündlich unter den Baschkiren. Diese Gedichte erschienen erst im späten 19. Jahrhundert in gedruckter Form. Zu diesem Zeitpunkt wurde sein Name aus der Versenkung geholt und seine Biografie veröffentlicht.

Wirklichen Ruhm erlangte Salawat erst zu Sowjetzeiten, als die bolschewistische Propaganda alle Kämpfer gegen den Zarismus feierte. 1929 erschien Stepan Slobins historischer Roman „Salawat Julajew“, in dem es um einen heldenhaften Mann geht, der von seinen Mitstreitern verraten wurde.

Torhüter des HC Salawat Julaew Jucha Metsola im regulären Meisterschaftsspiel der Kontinental Hockey League zwischen PHC CSKA Moskau und HC Salawat Julaew Ufa

Nach ihm benannte Straßen finden sich in fast jeder Stadt in Baschkortostan. 1961 wurde in Ufa der Hockeyclub Salawat Julajew gegründet, und 1967 wurde ein riesiges Denkmal errichtet, das den Helden auf einem Pferd mit Peitsche und Säbel zeigt.

Salawat Julajew heutzutage

Salawat-Julaew-Platz in Ufa

Julajew wurde auch nach dem Zusammenbruch der UdSSR nicht vergessen. Heutzutage bringen nur noch wenige junge Baschkiren seinen Namen mit den früheren Heldentaten in Verbindung. Aber das sowjetische Denkmal für ihn ist zu einer der Touristenattraktionen von Ufa geworden. Seit 1993 ist es auf dem offiziellen Wappen der Republik Baschkortostan zu sehen.

Wappen von Baschkortostan

Laut dem baschkirischen Journalisten Razif Abdullin „kennt jeder seine Geschichte und Rolle bei der Pugatschow-Rebellion, aber moderne Baschkiren verbinden den Namen Julajew vor allem mit dem Hockeyclub“. Abdullin glaubt, dass Salawat Julajew zu einer Art Marke der Republik geworden ist, die der Hockeyclub bewahrt.

>>> Pugatschows Rebellion: Fünf Fakten zum größten Aufstand im Zarenreich

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