French actress Marina Vlady in Paris at the Trocadero with her husband Vladimir Vysotsky, a Russian anti-establishment actor, poet, songwriter and singer in the Soviet Union. He plays Hamlet at the Palais de Chaillot Theater in Paris in a stage production directed by Russian director Yuri Lyubimov.
Getty ImagesAnna Achmatowa / Porträt von Kusma Petrow-Wodkin (1878-1939) / Global Look Press
Im November 1945 machte sich der russisch-jüdische Philosoph Isaiah Berlin, der an der Universität in Oxford lehrte, auf den Weg in das Land seiner Geburt. Berlin, der als einer der größten Denker seiner Zeit galt, war schon lange von der russischen Kultur begeistert und leistete einen großen Beitrag dazu, diese auch außerhalb des Landes zu verbreiten. So schrieb er zum Beispiel, dass er sich danach sehne, die berühmte Dichterin Anna Achmatowa zu treffen, seit er zum ersten Mal ihre Werke gesehen habe.
Als er sich in einem Leningrader Buchladen die Zeit vertrieb, begann er eine Unterhaltung mit einem Mann, der sich letztlich als bekannter Literaturkritiker herausstellte. Berlin fragte den Mann, ob Achmatowa noch lebe, ohne wirklich daran zu glauben. Der Kritiker antwortete: „Möchten Sie Frau Achmatowa treffen?“
Isaiah Berlin / Getty Images
Telefonisch wurde ein Treffen der beiden vereinbart und kurz darauf traf Berlin sein Idol in ihrer Wohnung in der Fontanka-Straße. Zum Zeitpunkt ihrer Begegnung war Achmatowa 56 Jahre alt, Berlin selbst war 36. Dennoch entwickelten sich schnell Gerüchte über eine spontane Liebesaffäre, die letztlich ein Broadway-Musical und schließlich auch eine Oper inspirieren sollten – obwohl Berlin selbst der Behauptung vehement widersprach.
Darüber hinaus hatte das Treffen auch politische Konsequenzen: Stalin zeigte sich erbost, dass eine „Nonne“ einem britischen „Spion“ eine Zusammenkunft eingeräumt hatte. Es ist erstaunlich, dass Achmatowa selbst viele Jahre später zu Berlin sagte, dass ihr Treffen in Leningrad und die anschließende Entrüstung Stalins den Kalten Krieg ausgelöst habe.
Marina Vlady und Wladimir Wysotskij. / Anatoliy Garanin/RIA Novosti
Marina Vlady, eine Tochter russischer Einwanderer und selbst berühmte französische Schauspielerin, traf den russischen Barden erstmals im Jahr 1967, als dieser im Taganka-Theater in Moskau spielte. Beide waren damals 29 Jahre alt.
Später an diesem Tag nahm der Schauspieler und Liederschreiber, der in der Sowjetunion bereits als kulturelle Ikone galt, im angeschlossenen Restaurant Kontakt zur Schauspielerin auf.
„Aus dem Augenwinkel sehe ich einen kleinen, schlechtgekleideten Mann auf uns zukommen. Ich schaue kurz zu ihm rüber und seine leicht grauen Augen erwecken meine Aufmerksamkeit für einen kurzen Moment. Als Gelächter den Raum erfüllt, höre ich auf zu sprechen und wende mich ihm zu. Er tritt näher, ergreift schweigend meine Hand und hält sie für eine lange Zeit. Dann küsst er sie, setzt sich mir gegenüber und nimmt seinen Blick nicht mehr von mir.“ So beschrieb Vlady die erste Begegnung der beiden.
Schon kurz nach diesem ersten Treffen ließ sich Wyssozki scheiden und verließ auch seine beiden Kinder, um Vlady im Jahr 1970 zu heiraten. Für ein Jahrzehnt führten die beiden eine Fernbeziehung, die erst mit dem Tod Wyssozkis 1980 endete. Obwohl der Barde eine zweijährige Affäre mit einer deutlich jüngeren Geliebten, Oxana Afanasiewa, hatte, ließ sich das Paar bis zu seinem Tod nie offiziell scheiden.
Sergej Jesenin und Isadora Duncan / Edward Steichen
Als Isadora Duncan, eine berühmte amerikanische Tänzerin, auf dem Seeweg in das sowjetische Russland war, prophezeite ihr eine Wahrsagerin eine Ehe in einem fremden Land. Die überzeugte Feministin Duncan, die freiwillig 44 Jahre lang auf eine Heirat verzichtet hatte, schenkte der Vorhersage keinen Glauben – bis sie den russischen Dichter Sergei Jessenin traf, der sich mit seinen 26 Jahren bereits landesweit den Ruf eines streitbaren Charakters verdient hatte. Die beiden beherrschten die Sprache des jeweils anderen nicht, aber das sollte sie nicht stören. Die erste Verliebtheit wollte dennoch nicht lange halten. Jessenins Ego machte der Liebe einen Strich durch die Rechnung, als beide gemeinsam in die USA reisten: Dort war seine Frau deutlich bekannter als er selbst.
Wladimir Majakovskij (1893-1930) / Nikolay Petrov/RIA Novosti
Als Majakowski, einer der Begründer des russischen Futurismus, nach New York kam, stellte ihm ein Freund eine junge Frau vor. Die 20-Jährige war deutscher Abstammung und hatte das Russische Reich, in dem sie geboren wurde, nach der Revolution verlassen müssen. Elly Jones, so hieß die junge Frau, war zu dieser Zeit mit einem Amerikaner verheiratet, übernahm aber dennoch den Job der Übersetzerin für den Dichter, der selbst kein Englisch sprach.
Die nächsten zwei Monate verbrachten Majakowski, zu jener Zeit 32 Jahre alt, und Jones in der Gegenwart des anderen, auch wenn der Dichter darauf bestand, die Romanze geheim zu halten. Eine Affäre des führenden Sängers der Revolution mit einer Frau, die vor dem sowjetischen Regime nach Amerika geflohen war, hätte sein Leben in der Sowjetunion sicherlich verkompliziert.
Elly Jones / Tinker Coalescing
Als er die USA verlassen hatte, brachte Elly Jones die Tochter der beiden zur Welt. Helen Patricia Jones wurde eine amerikanische Autorin und Professorin, die viel zur Aufarbeitung des Lebens ihres Vaters beitrug.
Sozzani, eine junge italienische Studentin, traf Joseph Brodsky bei einem seiner Vorträge in Paris. Zu dieser Zeit war Brodsky bereits 50 Jahre alt, hatte einen Nobelpreis erhalten und lebte in New York. Ihre Ehe begann mit einem Brief, den die 25-jährige Sozzani dem Dichter nach seinem Vortrag schrieb.
Im Jahr 1992 bekam das Paar eine Tochter – drei Jahre bevor Brodsky an einem Herzinfarkt verstarb. Sozzani war es letztlich, die entschied, den Körper des Dichters nach Venedig bringen zu lassen, wo er bis heute beerdigt liegt.
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