Das Opern- und Balletttheater der russischen Ural-Stadt Perm reist einmal mehr gen Westen - zum renommierten französischen Festival Les Etes de la Danse nach Paris. Die 92-jährige Truppe aus der Heimatstadt des Kult-Künstlers Sergej Djagilew gilt als eine der besten in Russland. Sie hat eine erstklassige Schule mit St. Petersburger Wurzeln und einem ausgewogenen Repertoire. Der künstlerische Leiter Alexej Miroschnitschenko hat im Vorfeld der Tour mit Russia Beyond über falsche Erwartungen und die Überholung der russischen Klassik gesprochen.
Russia Beyond: Herr Miroschnitschenko, reist Ihr Permer Ballett ?
Alexej Miroschnitschenko: Nein, in Frankreich sind wir sehr bekannt: In acht Jahren haben wir schon viel dort getourt, auch in den Vorstädten von Paris haben wir getanzt, aber in der Hauptstadt selbst noch nie.
Was erwarten Sie von der Tour?
Ich empfinde solche Fragen immer als Sackgasse. Das Wichtigste ist immer, zu kommen und zu tanzen, um damit das Publikum zu erfreuen. Wenn das gelingt, wird es neue interessierte Produzenten geben, der Name des Permer Balletts wird lauter klingen. Paris ist neben London, New York, Sankt Petersburg und Moskau eine der wichtigsten Ballettstädte der Welt, daher ist es sehr wichtig, hier aufzutreten. Darüber hinaus wird sich das Permer Ballett auch in dem neuen Russischen Geistes- und Kulturzentrum präsentieren, das 2016 eröffnet wurde. Dort werden wir mit unseren Solisten über unsere Region und das Theater sprechen.
Ihre Tour ist Teil des renommierten Sommerfestivals Les Etes de la Danse, an dem sonst nur eine russische Truppe teilnahm - aus Nowosibirsk.
In diesem Jahr feiert die Ballettwelt den 100. Geburtstag von Jerome Robbins, auch das Festival ist diesem herausragenden Choreografen gewidmet. Seine Eltern stammten aus dem Russischen Reich, aber er selbst arbeitete sein ganzes Leben in New York und ist in erster Linie mit dem New Yorker und anderen amerikanischen Ballettkompanien verbunden. Es ist eine große Ehre, dass wir dem Pariser Festival als eine der Truppen empfohlen wurden. Les Etes de la Danse übernahm vollständig die Finanzierung unserer Aufführungen in Paris.
Viele Leiter von Ballettfirmen sagen, dass immer nur russische Klassiker ins Ausland kommen: Schwanensee, Don Quijote und Giselle. Das Permer Ballett tritt aber nun mit westlichem Repertoire auf.
Die Einladung zu dem Festival zu Ehren von Robbins beweist einmal mehr, wie wichtig es ist, ein vielfältiges Repertoire zu haben, da dies die Möglichkeiten der Truppe erweitert. Die Ballette von Robbins in den 1990er Jahren haben das Mariinski und das Bolschoi umgesetzt, aber jetzt werden sie in Russland nur noch von uns und dem Stanislawskij-und-Nemirowitsch-Dantschenko-Musiktheater aufgeführt. Aber auch vorher gab es schon Interesse an unserem zeitgenössischen Repertoire: „Variationen über ein Rokoko-Thema“ im Frankreich, Balanchine und Forsythe oder „The Wedding“ von Jiri Kylian. Mittlerweise vinteressieren sich die Produzenten auch für die letzte unserer Premieren - "Aschenputtel", die ich als Geschichte unserer sowjetischen Ballettradition vorstelle.
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