Imposant und laut: vier Fakten über den berühmtesten Opernsänger Russlands Fjodor Schaljapin

Verband der Fotokünstler Russlands/russiainphoto.ru
Fjodor Schaljapin war nicht nur beliebt beim Zaren, er wurde auch der erste sowjetische Volkskünstler. In Hollywood erhielt er einen Stern auf dem Walk of Fame.

Ein Bauer auf der besten Bühne des Zarenreichs   

„Ich liege im Bett … und lese … und ich denke an die Vergangenheit: an die Theater, die Städte, an harte Zeiten und an Erfolge. All die Rollen, die ich gespielt habe! Es war nicht schlecht! Nicht schlecht für einen Bauern...”, schrieb Fjodor Schaljapin kurz vor seinem Tod 1938 in einem seiner Briefe.

Schaljapin war von einfacher Herkunft, das spielte im zaristischen Russland eine große Rolle. Obwohl er keinen guten Stammbaum hatte, war er außerordentlich beliebt. Sein Bass war in den bedeutendsten Opernhäusern des Landes zu hören. Der Zar verlieh ihm die Ehre des ersten Sängers seiner Majestät. Nach der Revolution 1917 wurde Schaljapin Direktor des renommierten Mariinski Theaters im damaligen Petrograd.

Auch im Westen wurde seine Stimme sehr geschätzt. 1901 debütierte er sensationell in der Mailänder Scala. Als Europa die russische Kunst entdeckte, galten seine Auftritte neben den Ballettinszenierungen Sergei Djagilews als Höhepunkt. Von großer Statur und lautem Auftreten war Schaljapin für viele Ausländer auch ein Symbol Russlands.

Fjodor Schaljapin als Boris Godunow

Der Schlüssel seines Erfolges war neben der Tatsache, dass er ein großartiger Sänger war, auch seine hervorragende Schauspielkunst. Er beeindruckte das Publikum mit künstlerischem Talent, wenn er seine besten tragischen Rollen wie Mephisto, Don Quichote oder Boris Godunow darbot.  

Von der Verzweiflung zum Ruhm  

Im Alter von neun Jahren trat Schaljapin einem Kirchenchor bei. Mit zwölf sah er zum ersten Mal eine Opernaufführung in einem russischen Provinztheater und war fasziniert. Doch zunächst trat er mit einem Wandertheater auf. Er war oft pleite, verzweifelt und dachte an Selbstmord.  

Sein Sprungbrett zum Erfolg war ein Auftritt auf der Privatbühne des bekannten russischen Philanthropen Sawwa Mamontow. Zum Star wurde Schaljapin in den späten 1890er Jahren. Doch er hat die harten Anfänge nie vergessen und auch nicht, dass seine Mutter den Hungertod starb.  

Verachtet von den Intellektuellen   

Schaljapin genoss die neue Berühmtheit und begann einen Lebensstil zu pflegen, den einige als hedonistisch bezeichneten. Gleichzeitig stand er aber auch in dem Ruf, den einfachen Menschen weiter nahezustehen. Er sang nicht nur Opern, sondern auch Volkslieder wie „Entlang der Piterskaja“ oder „Dubinuschka“ .Einer seiner engsten Freunde war Maxim Gorki, der berühmte Schriftsteller, der mit der radikalen Linken und deren Idee, dem arbeitenden Volke zu dienen, sympathisierte. Auch Schaljapin unterstützte revolutionäres Gedankengut, das damals weit verbreitet war. Dennoch war er bei einem großen Teil der gebildeten Russen in Ungnade gefallen.

Fjodor Schaljapin schafft sein Ebenbild.

Im Jahr 1911 nämlich, während einer Aufführung im Mariinski Theater bei der auch Zar Nikolaus der Zweite anwesend war, bat das Publikum den Künstler, die Nationalhymne zu singen. Der Sänger tat dies und kniete sich dabei nieder. An diesem Tag erhielt er vom Zaren den Titel des Hofsängers.

Dies wurde zu einem Skandal. Viele russische Berühmtheiten beschimpften und beleidigten Schaljapin, weil der Zar damals für sie doch schon als reaktionäre Figur galt. Es dauerte Jahre, bis Schaljapin seinen Ruf wiederherstellen konnte.  

Auswandern - Eine schwere Entscheidung   

Schaljapin hatte zwar einen gewissen Wohlstand erreicht, dennoch litt er hart unter den Folgen der Revolution und des Bürgerkrieges. Als Lohn für einen Auftritt gab es manchmal nur einen Sack Kartoffeln. Schaljapin sorgte sich um seine vielen Kinder, elf an der Zahl.

Die neuen sozialistischen Führer hatten eine ambivalente Haltung gegenüber Schaljapin. Einerseits ernannten sie ihn zum ersten Volkskünstler der Sowjetunion, andererseits war er für sie zu bürgerlich. Sein Eigentum wurde beschlagnahmt, seine Wohnung durchsucht.  

Schaljapin dachte an Emigration, was keine leichte Entscheidung war, wie er später zugab: „Es erschien mir falsch. Ich wollte die Revolution, trug ein rotes Band, aß den revolutionären Brei. Doch dann gibt es keinen Brei mehr und man geht. Das ist nicht gut (rus).”   

 Im Jahr 1921 durfte Schaljapin die Sowjetunion verlassen. Er ging in die USA und ließ sich schließlich in Frankreich nieder. Es war zunächst gar nicht als Abschied für immer geplant. Doch ein Vorfall machte eine Rückkehr unmöglich. 1927 begann Schaljapin damit, Kindern russischer Emigranten zu helfen. Diese stammten vor allem aus Familien der Weißen Bewegung, der politischen Gegner der Bolschewiken. Die sowjetische Presse und Teile der Intellektuellen betrachteten dies als Unterstützung Schaljapins für die Feinde der Sowjetunion. Der Titel des Volkskünstlers wurde ihm aberkannt, die sowjetische Staatsbürgerschaft entzogen. Es heißt, dass der Sänger geweint habe, als der sowjetische Botschafter ihm diese Nachricht überbrachte. Dennoch blieb Schaljapin bis zu seinem Tode beliebt.

Die Beerdigung von Fjodor Schaljapin, 1938

Ab 1921 sang er acht Spielzeiten lang in der Metropolitan Oper in New York und genoss Erfolg und Anerkennung. Er flirtete auch weiter mit dem Kino. Er hatte schon im russischen Film „Iwan der Schreckliche“ gespielt. Es folgte eine Rolle in der Hollywoodverfilmung von „Don Quichote“.

1991 erhielt er posthum den Titel des Volkskünstlers zurück. Seine Asche wurde 1994 nach Russland überführt.  

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