Nicht alle sind zufrieden mit dem neuen Gebäude des Mariinski-Theaters. Foto: ITAR-TASS
Ein moderner Klotz aus viel Glas und Beton ist die zweite Bühne, gelegen am Krjukow-Kanal unmittelbar im Rücken des historischen Mariinski-Theaters. Für die umgehende alte Bebauung eine Herausforderung, eine Provokation... oder eine Unverschämtheit, wie viele Petersburger meinen.
"Das ist uns allen eine Lehre"
Selbst der für seine zurückhaltende Intelligenz bekannte Eremitage-Direktor Michail Piotrowski tut seinen Unmut kund: Der Bau sei ein „städtebaulicher Fehler", sagt er, und: „Das ist uns allen eine Lehre." Herr Piotrowski hat seine Aufgabe, ein modernes Museum in alte Bausubstanz einzubetten, allerdings meisterlich lösen lassen – keiner, der auf demSchlossplatz steht, vermutet hinter den klassizistischen Fassaden des Generalstabsgebäudes Ausstellungssäle, die an das zeitgenössische Weltniveau heranreichen.
"Das weiß keiner"
Im Falle von Mariinski-2 ist das nicht gelungen. Im Internet überschlagen
sich die Kommentare – „ein Einkaufszentrum für Gergijew", heißt es da zum Beispiel. Oder: „ein Schuppen namens Theater". Die „architektonische Missgeburt" solle verschwinden, meinen viele, und sammeln dafür Unterschriften. Meister Gergijew, der künstlerische Leiter des Mariinski, ist dagegen voller Begeisterung und versteht die heftige Reaktion seiner Mitbürger nicht. „Wenn das Gebäude außen und innen fertig ist, wird es völlig anders aussehen! Wie, das weiß keiner, nicht mal ich!" Wir dürfen gespannt sein.
Wozu die ganze Aufregung?
Die plötzliche Aufregung mutet schon seltsam an – seit Jahren ist dieses Gebäude vor den Augen aller herangewachsen, aber anscheinend hat keiner hingesehen. Es war nicht so, dass er hinter undurchsichtigen Gerüsten verborgen gewesen wäre. Einen Bauzaun gab es, aber mehr auch nicht.
Der Bau der zweiten Mariinski-Bühne steht von Anfang an unter keinem guten Stern. Jahrelang gab es Streit um das architektonische Konzept, der Baubeginn zögerte sich hinaus. Dann folgten mehrere Korruptionsaffären.Jetzt ist das Haus so gut wie fertig, und es sieht ganz danach aus, als würde es die lange Schleife von Skandalen, die es hinter sich herzieht, noch lange nicht loswerden.
Dieser Beitrag erschien zuerst bei Russland Aktuell.
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