Krönungsoutfits der russischen Monarchen (FOTO)

Russia Beyond (Louis Caravaque / Die Staatliche Tretjakow-Galerie / Public Domain; Wigilius Eriksen / Dawid Kollektion, Copenhagen / Public Domain; Wladimir Borowikowski / Das Russische Museum / Public Domain)
Eine Krönung war ein besonderes Ereignis im Leben des Hofes, ja des ganzen Landes. Die Zeremonie fand in der Mariä-Himmelfahrt-Kathedrale des Moskauer Kremls statt. Die Krönungsgewänder, an denen die besten Schneider arbeiteten, sollten diesem Ereignis entsprechen. Zusammen mit den Insignien des Zaren waren sie wahre Kunstwerke.

Im neuen Stil

Krönungskleid Katharinas I.

Im Mai 1723 fand im Kreml die Krönung Katharinas I. statt. Die Vorbereitungen wurden lange im Voraus getroffen, wobei die Zeremonie neu erfunden wurde, um europäische und russische Traditionen zu verbinden. Unter dem Klang von Trommeln, Glockengeläut und der Musik der Garderegimenter zogen Peter I. und seine Frau vom Palast zur Mariä-Entschlafens-Kathedrale. Der Zar trug einen Seidenwams und blaue, mit Silber bestickte Culotten sowie einen Hut mit einer Feder. Das Krönungskleid Katharinas I. in tiefem Karmesinrot, dicht mit Silber bestickt, wurde von Berliner Schneidern nach spanischem Vorbild angefertigt. Es wurde nach Moskau geliefert, zugeschnitten, angepasst und vor Ort genäht. Drei Tage vor der Krönung wurde immer noch am Kleid der Zarin gearbeitet. Die Schleppe des luxuriösen Kleides wurde von fünf Hofdamen getragen. Während des Gottesdienstes bedeckte Peter I. selbst die Schultern Katharinas mit einem Umhang aus Goldbrokat, der mit Wappen bestickt und mit Hermelin gefüttert war, und setzte ihr die Krone auf. Damit wurde die zweite Frau des Zaren offiziell zur Zarin von Russland.

Brokat für die Zarin

Bildnis der Kaiserin Anna Iwanowna, 1730.

Die Vorbereitungen für die Krönung von Anna Iwanowna waren überstürzt: Die Nichte von Peter I. wurde nach dem plötzlichen Tod von Peter II. aus Kurland nach Moskau gerufen. Im Februar 1730 traf die Erbin in Russland ein und Ende April setzte ihr der Erzbischof Theophan Prokopowitsch eine mit Diamanten, Rubinen und Turmalinen besetzte Krone auf den Kopf.

In drei Monaten fertigte ein Schneider, den sie mitgebracht hatte, ein Kleid aus gemustertem Lyoner Brokat mit einer dreieckigen Schleppe an. Der Stoff gefiel ihr so gut, dass sie ihn auch für ihre nächsten Kleider bestellte. Die Zarin fügte dem Outfit die Kette des St. Andreas-Ordens hinzu.

Die Krone des jungen Zaren

Krönungsgewand von Kaiser Peter II. (Kaftan und Camisole).

Der junge Peter II. machte sich kaum Gedanken über den Stil des Gewandes, in dem er den russischen Thron besteigen sollte. Denn für den 11-jährigen Erben Katharinas I. nähten französische Schneider einen Kaftan, einen Wams und Culotten aus funkelndem Glanzbrokat – einem mit Gold bestickten Silberbrokat. Im Kerzenschein der Mariä-Entschlafens-Kathedrale hat diese Festkleidung wahrscheinlich umwerfend ausgesehen. Es wurde  beschlossen, den Umhang zu verwenden, der der Frau Peters I. gehört hatte, aber die mit Diamanten, Perlen, Saphiren und Smaragden besetzte Krone und den goldenen Reichsapfel zu erneuern.

Rückbesinnung auf die nationale Kultur

Bildnis der Zarin Elisabeth Petrowna, 1768.

Als Stil-Ikone könnte man die Zarin Elisabeth Petrowna bezeichnen. Der Historiker Wassili Kljutschewski bemerkte ironisch, dass sie 15.000 Kleider, zwei Truhen mit Seidenstrümpfen, einen Haufen unbezahlter Rechnungen und den unvollendeten Winterpalast hinterließ. Ihre Leidenschaft für Mode war so groß, dass sie sich als Erste alle französischen Neuheiten liefern ließ.

Krönungskleid der Zarin Elisabeth Petrowna, 1743.

Doch während der Vorbereitungen für die Krönung ordnete sie an, dass alle Stoffe für die Zeremonie ausschließlich russisch sein sollten. Das galt auch für ihr Kleid: Es erhielt die Insignien des Zaren in einem Kleid aus silbernem Glanzbrokat, der mit goldener Spitze bestickt war. Die Zarin setzte den Modetrend für viele Jahre: Nach ihr wurden alle Krönungskleider aus diesem Stoff gefertigt.

Adler auf dem Rock

Katharina die Große, 1779.

Die prachtvollste und majestätischste Zeremonie der Geschichte wurde wahrscheinlich von Katharina II. arrangiert. Die Zarin heiratete in einem mit zweiköpfigen Adlern bestickten und mit feinster Brabanter Spitze verzierten Brokatkleid.

Keiner vor oder nach ihr hat sein Krönungskleid so symbolträchtig gestaltet, um den Triumph der Monarchie zu unterstreichen.

Eine Kopie der großen Kaiserkrone.

Zum Outfit gehörten auch die Insignien des Zaren, die die Hofjuweliere eigens für Katharina II. angefertigt hatten: Die Krone, der Zepter und der Reichsapfel wurden bei allen folgenden Krönungen verwendet.

Ein Referenz an die Uniform

Wladimir Borowikowski. Paul I., 1796 /  Bildnis von Paul I. im Krönungsgewand, 1800.

Nicht nur die Zarinnen, sondern auch die Zaren schufen eine spezielle Krönungsmode. So beschloss Paul I., die Zeremonie noch symbolträchtiger zu gestalten, indem er die Uniform der Leibgarde des Preobraschenski-Regiments wählte. Die Uniform aus festem grünem Stoff mit karmesinrotem Samtkragen war mit zwei Sternen verziert – mit dem des Ordens des Heiligen Andreas und dem des Alexander-Newski-Ordens. Während der Zeremonie trug Paul I., wie die byzantinischen Kaiser, eine Samt-Dalmatik über dem zeremoniellen Kaftan. Am Ostertag des Jahres 1797 wurde nicht nur der Zar gekrönt, sondern auch seine Frau. Zum ersten Mal wurde die Krönungszeremonie für das Imperatoren-Paar abgehalten, und alle Thronfolger wählten seither Militäruniformen für die Zeremonie.

Sarafan-Stil

Unter Nikolaus II. wurde beschlossen, bei Hofe Ordnung zu schaffen: Die Hofdamen sollten in russischer Kleidung und die Herren in Paradeuniform erscheinen. Das Gleiche galt für die Krönung. Als die Vorbereitungen für die Thronbesteigung von Nikolaus II. begannen, liefen die Arbeiten daher auf Hochtouren.

Großes zeremonielles Porträt der Kaiserin Alexandra Feodorovna, 1896.

Für Zarin Alexandra Fiodorowna wurde ein Kleid im russischen Stil aus schwerem Silberbrokatstoff aus der Manufaktur der Brüder Saposchnikow angefertigt. Der Stoff wurde zunächst nach St. Petersburg geschickt, um im Atelier von Olga Bulbenkowa zugeschnitten zu werden, dann wurde er zum Moskauer Johannes-der-Täufer-Kloster gebracht, wo Silberfäden und Perlen in das Muster gestickt wurden, das auf den Gemälden des Neuen Erlöserklosters  basiert. Und erst danach wurden die fertigen Teile zurückgebracht, um zusammengefügt zu werden.

Zar Nikolaus II. und Kaiserin Alexandra im Krönungsgewand,1894.

Das Ergebnis war in jeder Hinsicht atemberaubend: Das Krönungskleid war nicht nur unglaublich schön, es war auch äußerst schwer – es wog 10 Kilogramm und wurde durch einen ebenso schweren Umhang aus Goldbrokat ergänzt, der mit Hermelinfell bestickt war. Der Tradition folgend trug Nikolaus II. bei der Zeremonie selbst die Uniform eines Oberst des Preobraschenski-Regiments, die in der Werkstatt von Nikolai Nordenstrem, dem Hoflieferanten von Militäruniformen für mehrere Generationen der russischen Zarenfamilie, für ihn genäht wurde.

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