Oliver Stones neues Werk erhebt schwere Vorwürfe gegen die USA.
ReutersDer vom US-amerikanischen Regisseur Oliver Stone produzierte Dokumentarfilm Ukraine im Feuer wurde am Montag auf YouTube veröffentlicht und am gleichen Tag über den landesweiten russischen Fernsehkanal „RenTV“ ausgestrahlt.
Stone, der ein Pionier des politischen Films ist, erzählt die seiner Meinung nach tatsächlichen Gründe für die ukrainischen Bürgerproteste, die unter dem Namen Euromaidan bekannt wurden. Zu den Gesprächspartnern des Regisseurs gehören der geflohene Ex-Präsident der Ukraine Wiktor Janukowitsch, der russische Präsident Wladimir Putin sowie der frühere Innenminister der Ukraine Witalij Sachartschenko.
Noch zwei Tage vor der Premiere des Films im Internet versuchte der Ukrainer Andrej Neswannyj mit einer Petition die Aufführung des Streifens zu verhindern, weil in diesem die „Fakten frisiert“ worden seien und er „Massenunruhen in der Ukraine provozieren“ könne.
Im Film wird gezeigt, wie die CIA seit 1946 eng mit ukrainischen nationalistischen Organisationen gegen die Sowjetunion zusammenarbeitete und sie dabei für die Gegenspionage einsetzte. Dies belegen jüngst freigegebene Dokumente der CIA.
Die Nationalisten hätten „alleine bis Ende 1941 zwischen 150 000 und 200 000 Juden in den von Deutschland okkupierten Gebieten der Ukraine“ vernichtet, aber der spätere „feste Bund“ habe es ihnen ermöglicht, nach dem Zweiten Weltkrieg nach Europa zu fliehen, wo ihnen die CIA dabei geholfen habe, unterzutauchen. So sei zum Beispiel Mikola Lebed, mitverantwortlich für das Massaker in Wolhynien, 1949 in die USA ausgewandert, wo er 1998 starb, ohne für seine Kriegsverbrechen je vor Gericht gestellt worden zu sein, heißt es im Film.Aber darauf habe sich die Zusammenarbeit der US-Behörden mit den ukrainischen Nationalisten nicht beschränkt.
2004 verwandelte sich die Ukraine in ein Schlachtfeld zwischen Russland und dem Westen. Bei den Wahlen siegte damals der prorussische Kandidat Wiktor Janukowitsch, aber sein prowestlicher Kontrahent Wiktor Juschtschenko, dessen Ehefrau – wie der Off-Kommentar erinnert – unter der Reagan-Regierung im Außenministerium gearbeitet hatte, sei aufgrund von im Ausland angeregten friedlichen Demonstrationen letztendlich Präsident.
Die Regierung Wiktor Juschtschenkos habe die Reformen und das Projekt „Demokratie“ in den Sand gesetzt, und sich schließlich durch Schlammschlachten und Intrigen selbst zerlegt.
Wiktor Janukowitsch wurde später doch noch Präsident der Ukraine, aber die Verhandlungen mit der Europäischen Union kamen nicht voran.
„Wir haben auf den Internationalen Währungsfonds (IWF) gehofft. Aber im Laufe des Jahres wurde uns nur eine für uns inakzeptable Variante vorgeschlagen. Es blieb also nur Russland. Russland sagte uns: „Wir sind bereit, mit euch als Partner zu arbeiten, wenn ihr unsere Interessen berücksichtigt““, sagt Janukowitsch heute.Da sich der Kurs der Ukraine nicht änderte, schränkte Russland den Handel mit dem Land ein. Begründet wurde dies damit, dass „die Europäische Union mit ihren Waren“ im Falle einer Integration mit der EU „ohne jegliche Verhandlungen in unser Land gekommen wäre“.
„Wir sagten: Wenn die Ukraine entschieden hat, so zu handeln, ist das ihre Wahl, und wir respektieren diese Wahl natürlich, aber wir wollen nicht für diese Entscheidung bezahlen“, kommentiert Putin.
Sachartschenko lässt gegenüber Stone verlauten, man habe gewusst, dass für 2015 Demonstrationen geplant gewesen seien. Aber die Aussetzung der Verhandlungen mit der Europäischen Union habe den Prozess beschleunigt. Von der US-amerikanischen Stiftung NED finanzierte gesellschaftliche Einrichtungen, Journalisten mit finanzieller Unterstützung durch die USA und unmittelbar im Vorfeld des Euromaidans gegründete Fernsehsender hätten dabei eine wichtige Rolle gespielt, heißt es im Film.
Den Befehl, die Demonstranten mit Gewalt auseinanderzutreiben, gab der Chef der Präsidialverwaltung Sergej Ljowotschkin, und zwar unter dem Vorwand, auf dem Platz einen Weihnachtsbaum aufstellen lassen zu wollen. „Ein erstaunlicher Zufall, aber Herr Ljowotschkin ist ein enger Freund vieler US-amerikanischer Politiker“, wird im Film berichtet und dabei ein Foto der Mitarbeiterin des US-Außenministeriums Victoria Nuland eingeblendet.
Im entscheidenden Moment seien zeitgleich mit der Polizei ultrarechte Aktivisten auf dem Platz erschienen, die begannen, Steine zu schmeißen und Fackeln zu entzünden.
Auf die Frage Stones, ob „Janukowitsch die Hand der USA gespürt“ habe, bemerkt der Ex-Präsident, dass viele Delegationen kamen, aber sich diese auf die Seite der Demonstranten stellten, was den Konflikt angeheizt habe: „Wenn Demonstranten Regierungsgebäude besetzen, sagen Sie, ist das zulässig? Stellen Sie sich vor, der Botschafter der Ukraine wäre zu den Demonstranten in Ferguson gegangen und hätte dort Kekse verteilt oder die amerikanischen Polizisten beschuldigt? Und warum konnte man das in der Ukraine machen?“
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