Faszinierende Unterwelt: Höhlen in Russland

Die Eishöhle auf Kamtschatka. Foto: Natalia Belentsowa, Denis Budkow

Die Eishöhle auf Kamtschatka. Foto: Natalia Belentsowa, Denis Budkow

Faszinierende Lichtspiele unter dem Eis, reich verzierte Wände in verlassenen Bergschächten, unterirdische Seen – in Russland gibt es zahlreiche faszinierende Höhlen. Russland HEUTE stellt fünf besonders eindrucksvolle vor.

Die Eishöhle auf  Kamtschatka

Auf der Halbinsel Kamtschatka im Föderationskreis Ferner Osten gibt es mehrere Eishöhlen. Eine besonders sehenswerte Eishöhle liegt ganz in der Nähe des Vulkans Mutnowski. Wände und Decken der etwa einen Kilometer langen Höhle bestehen aus erkalteten, vereisten Lavaströmen.

Die Temperaturen auf der größten Halbinsel Ostasiens werden milder. Dadurch schmelzen die Gletscher schneller. Auch Heißwasserquellen schmelzen auf ihrem Weg das Eis. Als Folge davon wird die Höhlendecke dünner. Lichtstrahlen dringen nun durch die Eisschicht und lassen an den Höhlenwänden surrealistische Bilder entstehen.

Kamtschatka war lange Zeit Sperrgebiet. Erst seit den 1990er-Jahren dürfen ausländische Touristen die Halbinsel besuchen. Durch diese Abgeschiedenheit konnte sich auf Kamtschatka eine einzigartige und ursprüngliche Natur erhalten. Viele Gebiete sind schwer zugänglich. Eine Besichtigung der Eishöhle auf eigene Faust ist daher eher schwierig. Die Begleitung durch erfahrene Höhlenforscher oder Bergsteiger empfiehlt sich ebenso wie eine geeignete Ausrüstung. Die Höhle kann auch im Rahmen einer Exkursion zum Vulkan Mutnowski besucht werden.

Verlassene Bergschächte im Ural

Carnallit-Schacht in der Nähe von Perm. Foto: Michail Mischainik

Die Region Perm im Ural war vor 286 Millionen Jahren Meeresboden, der Milliarden Tonnen Bodensedimente hinterlassen hat. In den 1930er-Jahren begann man mit dem Bau von Schächten zur Erschließung und dem Abbau der Bodenschätze.

Ein Abbauprodukt ist Carnallit, das vor allem in Düngemitteln Verwendung findet. Ein Teil der Carnallit-Schächte wird heute noch genutzt. In den stillgelegten Bergschächten verwandelt Carnallit die Wände in farbige Kunstwerke, reich verziert mit bizarr anmutenden Ornamenten.

Ein Besuch der Schächte ist nur mit einer Sondergenehmigung möglich.

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Die Orda-Höhle

Foto: ordacave.ru

Etwa 110 Kilometer südöstlich von Perm und 270 Kilometer von Jekaterinburg liegt die Orda-Höhle. Benannt wurde sie nach dem in der Nähe liegenden Dorf Orda. Die Höhle befindet sich im Schoß des Kasakowski-Berges, eines 50 Meter hohen Hügels mit flachem Plateau voller Karsttrichter. In einem von ihnen befindet sich der Eingang zur Höhle.

Die Orda-Höhle zählt zu den zwanzig längsten Gipshöhlen der Welt. Der größte Teil der Höhle (4 600 Meter) liegt unter Wasser. Der „trockene“ Teil ist etwa 300 Meter lang. Ein Teil der Orda-Höhle hält einen Rekord: Mit 935 Metern Länge findet sich hier der längste sogenannte Siphon auf dem Gebiet der ehemaligen UdSSR. So bezeichnen Höhlenkundler einen komplett unter Wasser stehenden Höhlenteil.

Die Höhle der Buße in Kostomarowo

Das Kloster Kostomarowo. Foto: Geo Photo

Das Dorf Kostomarowo liegt etwa 600 Kilometer südlich von Moskau. Diese Gegend wird auch „Russisches Palästina“ genannt. Denn einzelne Landschaftselemente erinnern an heilige Stätten in Palästina, wie Gethsemane, Golgotha mit dem Kreuz auf dem Gipfel, der Berg Tabor oder der Fluss Kidron. Selbst die Wüstenlandschaften von Kostomarowo – kärglich bewachsene Kreideberge – haben eine gewisse Ähnlichkeit mit den Landschaften der Wüste Sinai.

Hier befindet sich eine Klosteranlage. Das älteste Klostergebäude ist die unterirdische Erlöserkirche, in der bis zu 2 000 Menschen Platz finden. In die Wände sind die Zellen der Einsiedlermönche eingegraben, die ein zurückgezogenes Leben führten und mit den Pilgern und Ministranten nur durch kleine Fensterchen kommunizierten, um Essen und Nachrichten mit Bitten um Gebete in Empfang zu nehmen.

Der letzte Einsiedlermönch von Kostomarowo war Vater Pjotr, der 1937 an dem Ort erschossen wurde, wo er die Beichte abnahm. Vater Pjotr lebte in der russlandweit sehr bekannten „Höhle der Buße“. Ihre engen Gänge, der lange Korridor und die Decken, die mit jedem Meter immer niedriger werden, tragen dazu bei, dass der Büßer tief gebeugt zur Beichte kommt.

Die Höhle kann auf eigene Faust besichtigt werden (Anreise mit eigenem Verkehrsmittel empfehlenswert) oder im Rahmen einer Exkursion durch das Gebiet Woronesch.

Die Kungur-Höhle

Foto: Getty Images

Die Kungur-Höhle im Ural gehört laut „Forbes“-Magazin zu den zehn eindrucksvollsten Höhlen der Welt. Die ersten Führungen durch die Kungur-Höhle gab es schon vor mehr als 100 Jahren. Auch heute noch ist diese Höhle wegen der Schönheit  ihrer Grotten und der vorteilhaften Lage die am häufigsten besuchte Sehenswürdigkeit im Ural.  

Ihre Ausdehnung beträgt 5,6 Kilometer, davon sind 1,5 Kilometer touristisch erschlossen.

Zwei der schönsten Höhlenabschnitte liegen direkt am Eingang – die „Brillantengrotte“ und die „Polargrotte“. Die jahrhundertealte Eisschicht dieser Hallen schillert im Licht der Projektoren und erinnert an einen erstarrten Wasserfall. Die Höhlengänge sind mit riesigen Eiskristallen überzogen, die bizarre Trauben bilden. Sie wuchern so stark aus, dass sie manchmal durch das eigene Gewicht herabfallen. Hier ragen auch die berühmten Eissäulen, die Stalagmiten, aus dem Boden.

Insgesamt gibt es in der Kungur-Höhle 48 Grotten. Jede von ihnen hat ihre Geschichte und trägt ihren individuellen Namen. Zum Beispiel gibt es hier die „Korallenhalle“ und die „Meeresbodenhalle“, im Laufe von 12 000 Jahren vom Wasser überzogen mit Steinwucherungen im Zuckerbäckerstil. In der „Titanengrotte“ kann man den „Großen Unterirdischen See“ bestaunen, in dem sich die Höhlengänge, gleich dem Abbild einer untergegangenen Stadt, widerspiegeln. Insgesamt siebzig unterirdische Seen gibt es in der Kungur-Höhle.

Alle Rechte vorbehalten. Rossijskaja Gaseta, Moskau, Russland

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