Reisen mit dem Zug in Russland können von ein paar Stunden bis zu mehreren Tagen dauern. Die Strecke von Moskau nach St. Petersburg beispielsweise kann mit dem Hochgeschwindigkeitszug in vier Stunden zurückgelegt werden, und die Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Wladiwostok dauert sieben Tage. Doch obwohl einige Fahrgäste Fahrkarten inklusive warmer Mahlzeiten kaufen oder den Restaurantwagen besuchen, nimmt die Mehrheit der Reisenden auf eine lange Reise traditionell eigenes Essen mit.
„Mein Vater reiste auf langen Geschäftsreisen oft mit dem Zug. Meine Mutter bereitete eine ganze Tüte mit Essen für ihn vor. Darin befanden sich immer rohe und getrocknete Wurst, gesalzenes oder geräuchertes Schmalz und Konserven. Für die ersten Tagen kochte sie ihm Hausmannskost, die er zuerst essen sollte“, beschreibt die Nutzerin einer russischen Internetforum mit dem Username Feeria die Eisenbahn-Gastronomie. Und man muss feststellen, dass sich die Vorlieben für das Essen auf Bahnreisen in den letzten Jahrzehnten nicht wesentlich geändert haben.
Meistens nehmen die Leute belegte Brote mit Wurst oder Käse und Gebäck zum Tee mit in den Zug. Denn was wäre eine Reise ohne Tee in einem schönen Metall-Glashalter?
Bei einer deftigen Mahlzeit fällt die Wahl in der Regel auf Pellkartoffeln (mit oder ohne Schale) mit Brathähnchen oder Schnitzel. Manchmal gibt es anstelle von Kartoffeln auch gekochten Reis oder Buchweizen. Ergänzt wird das klassische Set mit gekochten Eiern und frischem Gemüse, meist Tomaten und Gurken.
Zusätzlich zu Hühnchen und Eiern haben in den letzten Jahren Instantgerichte mit Fadennudeln oder Kartoffelpüree an Beliebtheit gewonnen, da sie vor der Verwendung nur mit kochendem Wasser aufgebrüht und und umgerührt werden müssen.
Und natürlich verzichtet niemand auf alle Arten von Snacks: Chips, Kekse, Nüsse und Trockenfrüchte.
Während des Zwischenstopps auf den Bahnhöfen kaufen die Fahrgäste Lebensmittel bei den Einheimischen, auch wenn das nicht immer legal ist: Piroggen, Hähnchen und Schnitzel, Obst und Gemüse der Saison, Lebkuchen, Honig und Konfitüre. Das Sortiment hängt nicht nur von der Jahreszeit, sondern auch von der Fahrtroute des Zuges ab.
Wenn der Zug in Richtung Süden fährt, werden die Einheimischen sicherlich Tomaten, Honig- und Wassermelonen, Pfirsiche, Äpfel und Birnen anbieten. All die Dinge, die deren Gemüsegarten zu dieser Jahreszeit reichlich hergibt. Häufig wird auch selbstgemachter Wein angeboten. Höchstwahrscheinlich werden Sie ihn vorher probieren. In der Frühe werden normalerweise auch frisch gemolkene Kuh- oder Ziegenmilch, Hüttenkäse und Schmand angeboten.
Wenn der Zug in Richtung St. Petersburg oder Karelien fährt, können Sie in der Saison Pilze, Preiselbeeren, Heidelbeeren und einheimischen Fisch (z. B. Brasse oder Aal) kaufen.
Auch die Strecke zum Baikalsee ist reich an Fisch – hier kann man gesalzenen und getrockneten Omul sowie heiß geräucherte Äschen kaufen.
Und praktisch auf jeder Strecke bieten Babuschkas Piroggen mit deftiger oder süßer Füllung an.
„Das Eisenbahnessen besteht zum größten Teil aus Piroggen“, sagt Elena, die oft mit dem Zug reist. Entweder aus dem Laden oder – wenn Glück hat – hausgemachte. Reisende, die oft dieselbe Strecke fahren, können einem an dem jeweiligen Bahnhof sagen, wo die richtige Babuschka mit den besten mit den Piroggen steht.“
Man muss nicht einmal aus dem Waggon aussteigen, um etwas zu kaufen. Der Handel wird oft durch das halb geöffnetes Waggonfenster abgewickelt. Für die Qualität der Produkte lässt sich allerdings niemand verantwortlich machen.
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