Weißrussische Draniki (Kartoffelpuffer), sibirische Pelmeni (Teigtaschen) oder Schaschlik (gegrillte Fleischwürfel) aus dem Kaukasus mit der obligatorischen Mayonnaise und Brot: Diese Gerichte standen in jeder Kantine der UdSSR auf der Speisekarte. Die sowjetische Küche beinhaltete nicht nur die nahrhaftesten Gerichte der unterschiedlichen Ethnien des Landes, sondern kreierte daraus auch ganz neue Speisen, die einfach zuzubereiten waren. So entstanden einzigartige sowjetische Spezialitäten.
Das 1973 erfundene Getränk Baikal sollte das sowjetische Äquivalent der US-amerikanischen Pepsi-Cola werden. Ähnlich war es der US-Brause jedoch nur in der Farbe und den tonischen Eigenschaften. Die Erfinder mischten den Trank aus Johanniskraut, Süßholzwurzel und Tannennadelöl, der dem Baikal ein delikates Aroma und einen unvergleichlichen Geschmack verlieh. Irgendwann stellte sich heraus, dass es nicht genug Johanniskraut für die industrielle Herstellung des Getränks gab. Es wurde durch schwarzen Tee und später durch Weißdorn- und Ebereschenextrakt ersetzt.
Ursprünglich war Hämatogen der Name eines Tranks aus Rinderblut und Eigelb, der Ende des 19. Jahrhunderts in der Schweiz erfunden wurde. In Russland wurde das Gebräu in Apotheken als Arzneimittel gegen Blutarmut verkauft. Während des Großen Vaterländischen Krieges wurde Hämatogen zu deren Kräftigung an Soldaten abgegeben. Ende der 1940er Jahre begann die Sowjetunion, es in Form von süßen Riegeln für Kinder herzustellen. In den Jahren, in denen Fleisch knapp war, war Hämatogen die am leichtesten verfügbare Methode, um Eisenmangel auszugleichen. Darüber hinaus passte der Riegel ganz ausgezeichnet zum Tee.
Die Lieblingskochwurst des sowjetischen Volkes erschien 1936 auf Initiative von Anastas Mikojan, dem Volkskommissar der UdSSR für die Lebensmittelindustrie. Es waren Zeiten des Hungers und das Land suchte nach kostengünstigen Fleischprodukten für Jedermann. Die Doktorwurst enthielt Rindfleisch, Schweinefleisch, Milch, Eier und Gewürze. Viele Ärzte empfahlen sie als wichtigen Bestandteil der kindlichen Ernährung. Später wurden der Wurst auch Innereien, Soja und Stärke zugesetzt. Die Doktorwurst ist auch heute noch bei den Russen beliebt. Es ist der Geschmack der Kindheit!
In vielen Ländern wird der Saft von Bäumen gesammelt, aber nur die UdSSR hat mit der industriellen Produktion von Birkensaft begonnen. Birkensaft war in den Läden immer erhältlich. Er war billig und 100 Prozent Natur.
Diese Dosen-Sprotten - Kilka auf Russisch - wurden zu einem echten Symbol der Sowjetunion! Die Produktion begann Mitte der 1950er Jahre. Es heißt, Chruschtschow persönlich habe das neue Produkt, das zuerst von der Fischfabrik in Kertsch hergestellt wurde, beauftragt und vorhergesagt, dass es ein Renner werden würde. Der Preis war sehr akzeptabel, daher fanden die Dosen-Sprotten viele Freunde. Die Hausfrauen machten Suppen daraus, für Studenten waren die Sprotten ein Grundnahrungsmittel und die Arbeiter aßen sie als Beilage zu harten Getränken.
Gemüsekaviar in Dosen - fein gehacktes oder püriertes Gemüse - wurde in den 1930er Jahren in einer Fabrik in Dnjepropetrowsk hergestellt, bis es dort 1933 zu einer massenhaften Lebensmittelvergiftung kam, die 200 Menschen das Leben kostete.
Eine Untersuchung ergab, dass gegen Produktionsstandards verstoßen worden war und die Vergiftung durch Markkaviar hervorgerufen wurde. Die Produktion wurde ausgesetzt, bis der Kaviar von Chruschtschow rehabilitiert wurde. Seine Frau kämpfte mit ihrem Gewicht und bevorzugte Gemüsegerichte, einschließlich Markkaviar. Er mochte das Gericht ebenfalls und befahl, die gesamte Sowjetunion mit Gemüsekaviar zu füttern.
Ein zartes Soufflé mit dunkler Schokolade wurde zum beliebtesten Mitbringsel zu jedem Anlass. Der Minister für Lebensmittelindustrie, Wassili Sotow, probierte in den 1960er Jahren erstmals Soufflé-Pralinen in der Tschechoslowakei und befahl russischen Konditoren, das Produkt zu kopieren. Anstelle von Gelatine verwendeten sie Agar-Agar, und die Pralinen erwiesen sich als sehr zart und aromatisch. Der Konditor des Moskauer Restaurants „Praga“, Wladimir Guralnik, kreierte aus dem Pralinenrezept einen der beliebtesten Kuchen Russlands: Ptischje Moloko, „Vogelmilch“.
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