FaceApp: Gefahr für die Privatsphäre?

Sergei Pjatakow/Sputnik; FaceApp
Stehlen russische Hacker Ihre Daten? Und worin unterschieden sich die Privatsphäre Einstellungen von FaceApp und Facebook?

Inzwischen dürfte jeder die aus Russland stammende App kennen, die ihre Nutzer in beeindruckend realistischer Weise gealtert zeigt. Und inzwischen dürfte auch jeder in den Nachrichten die Berichte über die Sicherheitsbedenken gelesen haben. 

Wer steckt hinter der App und was kann sie? 

Hinter FaceApp steckt Jaroslaw Gontscharow, ein Absolvent der Staatlichen Universität von Sankt Petersburg. Gontscharow war technischer Direktor von SPB Software, ein Unternehmen, das Apps und Spiele für mobile Geräte entwickelt. Im Jahr 2011 wurde SPB von Yandex für 38 Millionen US-Dollar aufgekauft.

Gontscharow verließ das Unternehmen 2013, um Wireless Lab zu gründen. Wireless Lab beschäftigt sich vor allem mit künstlichen neuronalen Netzwerken. Eine Entwicklung, FaceApp, war besonders erfolgreich. Seit 2017 gibt es sie im AppStore für IOS und Android zu kaufen. In diesem Jahr nahm die Erfolgsgeschichte noch einmal an Fahrt auf. Bis April war FaceApp nicht nur in den USA und Großbritannien der häufigste App-Download. 

FaceApp schafft es nicht nur, seine Nutzer auf beeindruckend realistische Weise altern zu lassen. Auch der Gesichtsausdruck und sogar das Geschlecht lassen sich damit ändern. In-App-Käufe ermöglichen zahlreiche Zusatzfunktionen: Make-up, Frisur, Haarfarbe und sogar die Hautfarbe verändern.  

Die App war Rassismusvorwürfen ausgesetzt, weil sie im „Hot Mode” Filter die Nutzer besonders europäisch aussehen ließ.  Andere Filter zeigten den Nutzern, wie sie zum Beispiel „asiatisch” oder „dunkelhäutig” aussehen würden. Auch diese Filter wurden nach einem öffentlichen Aufschrei entfernt (eng).

Stellt FaceApp eine größere Bedrohung für Ihre Privatsphäre dar als andere Apps? 

Die Datenschutzrichtlinie der App besagt, dass Ihre Standortdaten sowie Ihr Webprotokoll erfasst werden. Sie weiß auch, welche anderen Apps Sie verwenden und welche Geräte Sie nutzen, um darauf zuzugreifen. Außerdem hat sie Zugriff auf Ihre Fotos. Das schließt Facebook ein. Letzteres gilt nur, wenn Sie sich über das soziale Netzwerk anmelden. Die App listet auch Fälle auf, in denen „andere" personenbezogenen Daten verwendet werden könnten.

„Ich frage mich, wie viele 1.000 russische Hacker, Schlüssel für Bankdaten, Sicherheitssysteme für Privatanwender und Online-Anmeldungen erhalten haben. 

Ihr habt ihnen die Lizenz zum Ändern, Verwenden, Veröffentlichen und Teilen Eures Gesichts und Namens erteilt – das Kleingedruckte, yo!” 

Die Entwickler behaupten (eng), dass private Daten nicht an Dritte weitergegeben und auf den Servern anonym gespeichert werden. Das schließt jedoch nicht die Nutzung zu Werbezwecken und die Weitergabe der Daten an „Partner” aus. 

Das scheint bereits Grund genug, Angst vor russischen Hackern zu schüren. US-Senator Chuck Schumer hat das FBI und die Federal Trade Commission sogar gebeten, FaceApp auf nationale Sicherheitsbedrohungen zu überprüfen (eng)

„Sie gewähren FaceApp eine unbefristete, unwiderrufliche gebührenfreie Lizenz zur Nutzung, Anpassung, Veröffentlichung und Verbreitung Ihrer Benutzerinhalte in allen Medienformaten, wenn Sie Inhalte veröffentlichen oder freigeben.

Allerdings unterscheidet sich die Datenschutzrichtlinie von FaceApp nicht von der von Facebook oder Instagram. Es kommt also wirklich auf die persönliche Verantwortung und die individuellen Gewohnheiten an. Neue Bedrohungen gibt es für Nutzer von Social Media nicht.  

Auf eine Anfrage von „Russia Beyond” hat Gontscharow nicht geantwortet, in „Forbes” sagte (eng) er: „Wir laden nur ein Foto hoch, das von einem Benutzer zur Bearbeitung ausgewählt wurde. Wir übertragen niemals andere Bilder vom Telefon in die Cloud. Unter Umständen wird das Bild 48 Stunden in der Cloud gespeichert, damit ein Nutzer es nicht bei jedem Bearbeitungsvorgang erneut hochladen muss. Doch 48 Stunden nach dem Upload werden die meisten Bilder von unseren Servern gelöscht.” 

Zudem könne der Nutzer in den Einstellungen die Löschung all seiner Daten anfordern, erklärte Gontscharow. Schneller ginge dies, wenn der Support mit dem Betreff „Datenschutz” kontaktiert würde. 

Viel Spaß mit FaceApp 

Bei der inzwischen berühmten #faceappchallenge machten bis gestern 15.00 Uhr Moskauer Zeit bereits 119.000 Menschen mit. Die Russen haben dabei großen Spaß.

Das „Aljonka”-Kind auf Russlands beliebtem Schokoriegel:

Russische Promis machen natürlich auch mit. 

Die bekannte Fernsehmoderatorin und ehemalige Präsidentschaftskandidatin Xenia Sobtschak ist eine davon. 

Sie hat sogar Präsident Wladimir Putin sowie Ministerpräsident Dmitri Medwedew und den Pressesprecher des Kremls, Dmitri Peskow, mit den Filtern bearbeitet.  

Und natürlich bietet sich FaceApp an, um ein bisschen Spaß mit „Game of Thrones” zu haben!

Ein Grafikdesigner aus Marokko nutzte die App sogar, um eine Fake-Anzeige für Nivea zu erstellen.

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